Außenwirkung - ähm, ja?

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Einmal mobile Lebensberatung, bitte!


Na, da schau her! Was man an einem einzigen Tag beim Zusammentreffen seltsamster Umstände nicht alles erleben kann! Das bestätigt mal wieder meine Theorie, dass die besten Geschichten immer noch das Leben schreibt! Erinnerung gefällig? Bitte hier klicken! Oder hier und hier. :-) Aber der Reihe nach…
Da mittlerweile März ist und auch hier langsam der Frühling Einzug hält, wollte ich unbedingt nochmal Skifahren gehen. Und da sich für derartige Pläne gleich eine Verbündete in München finden ließ, stand dem Vorhaben nichts mehr im Wege. Gesagt, getan – am Freitag abend kam Chrisi an. Nach einer kleinen Stadtteilbegehung (ich finde ja eigentlich, dass man meinen Kiez zu Unrecht auf Wettspielbüros und Döner reduziert, aber dieser Eindruck drängt sich einem vorrangig auf) gab’s zur Einstimmung auf den nächsten Tag noch einen leckeren Pisco Sour, der sehr gut gelungen war und bei allen Anwesenden für Begeisterung (und nachfolgende Müdigkeit) sorgte. Passte gut, denn am nächsten Morgen mussten wir früh los. Das Skishuttle fuhr dann auch kurz vor 8 Uhr am Salzburger EM-Stadion los und, man kann es kaum glauben, ein murriger, Tschapka-verzierter Gorbatschev selbst – so nannte ihn jedenfalls ein anscheinend routinierter Shuttle-Nutzer – lenkte unseren Bus. Da meine Planungsfähigkeiten noch verbesserungswürdig sind, erwischten wir den Bus, der über die tollsten Ortschaften zuckelte – dafür aber auch eine halbe Stunde länger unterwegs war. Naja, dafür haben wir nette Landschaften gesehen. ;-) Und halb 10 waren wir dann auch im Skigebiet Dachstein-West und es hieß „Guat, foahrn wir auffi!“. Während in Salzburg schon die Krokusse und Schneeglöckchen aus der Erde lugen, liegt hier noch reichlich Schnee zum Skifahren. Dazu gab es Sonne satt und somit perfektes Wetter für einen Tag auf den Bretteln und zum weiteren Vertiefen meiner Anfängerkenntnisse. Mein insgeheimes Ziel für den Tag war es, mich nach den blauen auch mal auf eine rote Piste zu trauen. 


Ich würde sagen, das Ziel habe ich voll erreicht – ich glaube, an dem Tag war ich nur auf insgesamt 2 blauen Pisten unterwegs – und kurz darauf folgte eine lange Talabfahrt, in deren Folge ich dann endlich auch mal passende Stöcke hatte - beim Skiverleih hatte ich zuerst welche bekommen, die 10 cm zu kurz waren und mich, als Anfänger, an meinen Schubfähigkeiten zweifeln ließen. Nachdem dieses Problem jedoch beseitigt war und ich nun auch endlich die Armverlängerungen nutzen konnte, ging es fortan nur noch auf rot gekennzeichnete Pisten, wobei das Schwierigkeitsspektrum von blau-rot über rot-rot (die meisten) bis schwarz-rot (einmal, aber das genügte!) reichten. Natürlich kann ich nicht von mir behaupten, immer stehen geblieben zu sein – mitnichten! Dafür habe ich aber wieder einiges hinzugelernt, auch von meiner geduldigen Mitfahrerin, die zum Teil doch etwas länger am Ende mancher Abhänge auf mich wartete (das gilt insbesondere für den einen schwarz-roten Pistenabschnitt, bei dem ich lieber am Pistenrand quer zum Hang runterrutschte, als mich als grün-schwarzer Todesengel bergab zu stürzen). Aber ich habe erfahren, dass ich neben meiner teilweise doch recht fixen Fahrweise anscheinend auch einen relativ eleganten Stil des Wiederaufstehens habe – das ist doch auch etwas (selbst wenn das eine das andere bedingen könnte)! :-)
Wie man sich vorstellen kann, entwickelt sich zuweilen etwas Hunger und Appetit bei der richtigen Kombination von frischer Luft und viel Bewegung (Ski parallel! Einlenken! Umschwingen! Gewicht auf den Hangski! Bodenwelle! Aufstehen! Abstoßen! Einlenken! etc.). Also, auf zur Hütte! Gesagt, getan – die Idee hatten anscheinend aber auch alle anderen am Berg. Naja, für zwei Leute findet sich ja immer irgendwo ein Plätzchen – so auch für uns. Und so nahm das Verhängnis… nee, eigentlich nicht. Wir landeten aber an einem sehr lustigen Tisch – die Männerrunde war sehr (!) erfreut, uns noch zwei Randplätze auf den Bierbänken anbieten zu können und so wurden wir schnell in die Runde integriert. Trotz zweifelhafter Nahrungswahl unsererseits (Salat? Kaiserschmarrn? Aber wenigstens noch eine Gulaschsuppe!) kamen wir schnell mit Andi und Hupsi (aka „kann ja mal passieren“) in’s Gespräch und erfuhren so einiges über die österreichische Art und Seelenleben. Einen Einblick in den individuellen Humor gab’s auch. Und einige Schoten, die dann auch ich nicht mehr verstanden habe. Naja, man kann ja trotzdem mitlachen. Insbesondere, wenn einem der (allzu?) nette Mann zur Linken noch einen weißen G’spritzten ausgiebt – wenn ich’s drauf angelegt hätte, wären es wohl auch gern mehr als einer geworden, aber das war mir dann doch nichts. Stattdessen bestaunte ich nochmal ehrfürchtig die tolle Aussicht auf das Dachsteinmassiv und verabschiedete mich nett. Entsprechend gestärkt sind wir dann nach gefühlten (und geschätzten?) 1,5 Stunden wieder gen Hang gestartet, um nochmal ein, zwei Abfahrten zu machen, bevor wir zurück zum Bus mussten. Da ich gegen Ende hin doch etwas platt war, nahm ich die Bahn zum Tal, während Chrisi auf der Piste nach unten fuhr – jedoch nicht, ohne mir vorher noch zuzurufen, dass ich mich nicht wegschnappen lassen solle. Nichts Böses ahnend fuhr ich nach unten, stieg in der Talstation wieder aus und schaffte es sogar, alle meine Sachen nebst Helm, Ski und Stöcken elegant balancierend gen Treppe zu tragen. Dort lehnte ein Skifahrer, den ich auf Anfang bis Mitte 40 schätzen würde, am Treppengeländer – so, als würde er auf jemanden warten. Außer mir war keiner angekommen und ich hatte ja wohlweislich vor, mich „nicht wegschnappen“ zu lassen. Aber, ihr ahnt es, ich hatte keine Chance! Das Gespräch wurde mit dem eindrucksvollen Satz eröffnet „Ich würde dich gern mal etwas fragen, aber ich kann mir vorstellen, dass dich so etwas nur einmal ein Mann fragen wird“. Und meine interne Reaktion: „häh?“ – äußerlich natürlich, ganz professionell, ein freundlich-unbestimmtes Gesicht. Dann ging es aber weiter mit: „Ich bin verheiratet, habe eine Frau und drei Kinder und…“ – zusammen mit dem Eindruck des ersten Satzes formte sich in dem Moment bei mir der Gedanke „nee, das ist jetzt nicht dein Ernst, oder? Oh Gott, welchen Eindruck vermittle ich denn? Noch dazu in Skifahrerkluft?!?“. Zum Glück beendete mein – zugegebenermaßen etwas langsam sprechendes - Gegenüber den Satz mit „und ich habe eine Freundin. Und ich weiß nicht, was ich jetzt tun soll.“ In meine Erleichterung mischte sich fast zeitgleich die Besorgnis, ob ich irgendwo ein sichtbares Zeichen für meinen Beruf trage. Das konnte doch nicht wahr sein! Naja, da ich nicht einfach weitergehen konnte, versuchte ich, ihn relativ freundlich, aber auch irgendwie bestimmt, äh naja, loszuwerden. Bis zu dem Zeitpunkt wähnte ich mich ja noch im zeitlichen Vorteil gegenüber Chrisi, aber der war nun dahin. Die Sache wurde jedoch letztendlich dadurch erleichtert, dass zum Einen mein Gegenüber anscheinend einiges an Jagatee konsumiert hatte und ich andererseits einen Anruf bekam – vom Abfahrts-Champion, die sich schon fragte, wo ich denn nur steckte. Jaja, nicht wegfangen lassen. Papperlapapp! Aber dafür hatten wir auf der Rückfahrt einiges zu lachen. Wobei ich mich schon frage, wie das alles an einem Tag zusammenkam - bei der Rast in der Hütte war’s eventuell die Sonne? Bei dem anderen ein Glas Jagatee zuviel? Oder doch ein mir bisher verborgenes Merkmal, das allen anderen Menschen zu signalisieren scheint „Kommt her, die ihr beladen seid und erleichtert euer Herz! Psychologe im Mobileinsatz!“? Darüber sollte ich eventuell mal nachdenken… am besten bei einer entspannten Hüttenrast, mit viel Sonne und einem Glas Jagatee.

Zum Wohl!

Hanna... die sich jetzt nochmal ganz gründlich im Spiegel nach Psycho-Anzeichen absuchen wird.

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