Lieber Reifen-Patron...

... ich fühle mich zutiefst geehrt durch die Aufmerksamkeit, die mir und meinen Fahrradreifen in den letzten 1,5 Monaten zuteil geworden ist und noch vielmehr,...
...weil heute SCHON WIEDER ich erwählt wurde, ein Schlauchopfer darbringe zu dürfen! Vor lauter Überraschung weiß ich nun gar nicht mehr, was ich sagen soll. Mir fehlen schlicht und ergreifend die Worte. Und ein Ersatzschlauch... Der letzte ging nämlich erst vor 10 Tagen dahin, als mir auf dem Weg zum Schwimmtraining (merke: 5 km Radweg hin, 5 km Radweg zurück) eine böse Scherbe hinterrücks (naja, also vorderrücks, weil ich fuhr ja drüber) in den Weg sprang und sich mir nichts, dir nichts, in meinen Vorderreifen verbiss. Tja, da ich ja erst einen Monat zuvor einen Schlauch am Hinterrad wechseln musste (zugegeben, damals war es wirklich meine Schuld - ich kann das mit der Luftpumpe verdrehte Ventil beim besten Willen niemandem anlasten, insbesondere, da ich selbst ebenjene Luftpumpe bediente), war ich ja gut in Übung. ALLERDINGS habe ich die Scherbe so fast auf der Hälfte der Strecke erwischt. Das wäre ganz schön dumm, in solchen Gelegenheiten weder Semesterticket noch Geld für die Straßenbahn dabeizuhaben, oder? EBEN. Laufen ist ja eh viel schöner... noch dazu bei hereinbrechender Dunkelheit und allein im Park. Selbst wenn dieser Park das Paradies ist. Nun gut, irgendwann kam ich also wieder daheim an, der Reserveschlauch wurde seiner Bestimmung zugeführt (Flicken war nicht, da das Ventil eh schon einen Knacks weg hatte), am nächsten Morgen ging beim Einbauen des verarzteten Rädchens alles glatt und geschmeidig eine halbe Stunde, untermalt von gegrummelten "Liebesbekundungen", in Luft auf und endlich, ja endlich, war mein Rädlein wieder fahrbereit.

Heute nun also wollte ich es zu einer Ausfahrt überreden, und da ich ein liebes Frauchen bin, spendierte ich auch etwas Luft, bevor es losging. Das Vorderrad spielte ohne Probleme mit, während sich mir mein Hinterrad verweigerte. Ich hatte aus weiser Voraussicht einen Pannenstop-Schlauch eingebaut, der im Fall der Fälle das Loch durch ein innenliegendes Gel verschließen soll. Das wäre ganz schön doof, wenn das Gel auch andere Sachen außer Reifenlöchern verschlösse, oder? EBEN. Wenn es dann die süßen, funktionellen, aber auch wahnsinnig fitzeligen Sclaverand-Ventile zusetzt, ist aber echt mal Schicht im Schacht. Nicht, dass ich das Problem nicht schon einmal hatte und dann mit gesenktem Kopf den Radladen meines Vertrauens aufsuchen musste, damit mir die Herren Mechaniker mal zeigen, wo der Hammer hängt "schnell" das Ding aufdrehen wollen und dann, oh Wunder, feststellen, dass das nur mit Zange geht. ;-) Nee, also mit sowas kenne ich mich nicht aus. Wie auch immer, eine Zange hatte ich natürlich nicht dabei, also dachte ich in meiner Einfalt "jo, mache ich dann später, wenn ich wieder zurück bin". Eieieiei. Ganz fieser Fehler! Und ich sollte doch wissen, dass ich lieber auf meine Intuition und ungute Ahnungen hören sollte. Ach naja, lebenslanges Lernen ist ja soviel aufregender! Es kam, wie es also kommen musste - ich unterwegs, Rad auch, und auf einmal wurde das Hinterrad federungsunwilliger, als es der Luftreifen hergeben sollte. Und wieder war ich fast schon daheim auf dem Weg nach irgendwo-nur-nicht-hier. Im Regen. Ganz tolles Timing. ABER - die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt - diesmal hatte ich Semesterticket und Geld dabei. Also war Straßenbahn eine Option. Dies traf jedoch nicht auf das vom Pannenstop-Schlauch-Hersteller beworbenen "aufpumpen und sofort weiterfahren" zu. Es machte weiterhin fröhlich "pfffffffff".
Demnächst wird hier also wieder das Flickstudio aufmachen. Wie ich mich schon freue!!! Heulen vor Glück könnte ich... fast. Bis dahin werde ich mich aber mit einem leckeren Salätchen und einem hoffentlich guten Fernsehabend mit Wahldiskussionen trösten. Ob dort wohl auch jemandem die Luft ausgehen wird? Man darf gespannt sein...

Delayed, but I'm gettin' there - the translation. ;-)

Dear Patron Saint of Tyres - I'm deeply humbled as to being the REPEATED focus of your profuse attention over the course of the last 1,5 months. Not only did you shine your light upon me once or twice, nay, this is the THIRD TIME that I get to meditate on the issues of tyre maintenance and proper cycle care. I am deeply moved by your heedfulness but I also wouldn't mind being overlooked for a while now.

That being said, I would like to delve deeper into my motives for future negligence on your part. Having twisted off a valve from the rear tyre more than a month ago (and not being able to put the blame on the pump operator who obviously doesn't have enough wits to fit the adaptor to the valve anyone but me) while trying to properly inflate the tyre with a manometer-including standing pump (as opposed to the flimsy minipump I call my own), I was bound to exchange the inner tube for the first time. Well then, being a worrywart when it comes to these things and having to exchange the tube at the rear wheel (the one with the gear shifters and all), I equipped the thing with a safety tube. This thing, I thought, was GREAT. It contains gel to seal up smaller riptures and punctures, which would be an easy way to deal with problems as long as you have an air pump at hand. Easy one, huh? Right, easy up to the point that the gel should only seal punctures in the tube. And nothing else. Not even valves, as it happened to be. And not that THAT would've ever happened to me. Not with the teeny tiny, twist-cap valves that my tyres are equipped with. A combination, which would force me to walk into my trusted bike dealer's workshop with my head held low and kindly ask the four mechanics to inflate my then-still-intact tyre. I just couldn't wrench the thing open... and neither could the bulky-looking mechanic- until he used pliers. So there you go, I have no idea what could happen with those safety tubes. And neither did I have any hunch that my front tyre was also going to breathe its last breath (a sharp "hissssssssss", intermitted by frequent road contact) just 10 days ago. Of course, timing is always on my side, especially when I'm running late for swimming practice. As a matter of fact, to get to the pool, I usually take the bike to cover the 5 km route. So that time, timing was perfect! I was halfway there, and then "psssssssssss". Great. And no semester ticket OR cash at hand to use the tram for the ride back into the city. Instead? Dusk and a dark park as well as 20 min to WALK the bike back home. Did I mention my experience in tyre-changing yet?

So then, all set and my bike is endowed with two fresh tubes. Nothing should go wrong now, shouldn't it? Next time that the tyres are a bit low on pressure, just treat them to a nice round of air. Yeah, that's what I intended to do yesterday before going off. And it did work... on the front tyre. But the rear tyre? Wouldn't budge. The valve was blocked again. And no pliers in sight. So I fleetingly thought of "doing that later, when I'm back". ARRRRGHHHH! Should I have been more careful and listened to any lingering forebodings? Should I even have learned from earlier experiences? Nah, I fully appreciate the lifelong learning approach and I fiercefully live up to it. After all, I might otherwise run the risk of boredom, don't you think?

Whatever, the patchworker will set up shop around here soon enough. Need I tell you that I could very much do without it am very excited about it? I could jump for joy... not. But for today, all is well - I've spent sooo much time here that it's too late to go off in search of THE perfect inner tube. Another day, another quest...

Hanna