Des kremma scho hi...

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...sprach die Frau vom Meldeamt heute, als ich 20 vor 4 (das Amt macht natürlich 16 Uhr zu) dort auftauchte, um mich höchstpersönlich in Salzburg anzumelden. Das hiesige Meldegesetz schreibt eine "Anmeldung innerhalb von 3 Tagen nach Wohnsitznahme" vor, anderenfalls setzt es eine heftige Ordnungsstrafe (ich zählte einfach mal frei ab Freitag, das muss schon passen). Ungeachtet der Tatsache, dass eine wichtige Unterschrift meiner Vermieterin (=Chefin) momentan noch irgendwo zwischen dem brasilianischen Urwald und der österreichischen Idylle in einem dunklen Postsack rumeiert, legte ich heute nachmittag also eine Frischluftpause ein und zischte mal eben von der Arbeit in's Meldeamt. "Zischen" klingt zugegebenermaßen schneller, als es tatsächlich ging. Und wie immer im Leben, hätte ich mir das Hin- und Herzischen auch gleich sparen können. Denn... "nah, Sie  broachn des Originaaal, da kemma sonst nix mochn". Nix also mit vorsorglich ausgestellter Bescheinigung über die Zwischenmiete - die Unterschrift muss AUF's Zettelchen drauf. Meine Gegenfrage mit "und wie ist das jetzt mit der Meldefrist von 3 Tagen?" wurde dann mit einem sehr freundlichen "da machn's sich ma käine Sorgn" quittiert. Na gut, keine Sorgen, keine Anmeldung, kein Meldezettel. Vorerst.

Ist trotzdem doof. Nicht wegen meines ach-so-hehren Pflichtgefühls oder der Angst, unangemeldet irgendwo in der EU rumzuhängen und zu lebwandeln *waaaahhhh*, nein, es geht um ganz banale andere Sachen, als da wären: ein österreichisches Konto. Und, was braucht man zur Eröffnung ebendiesen? Genau, den Meldezettel. Den ich nicht habe... für mind. noch 2 weitere Wochen. Dessen ungeachtet surfe ich nun schon seit einigen Tagen auf einer USB-Modem-SIM-Karte durch's www - wie lange wohl so ein Eröffnungs-Gigabyte hält? 3 Tage länger, wenn ich Youtube außen vorlasse? Noch 2 Tage länger, wenn ich keine Podcasts mehr runterlade? Oder gewinne ich zusätzliche Online-Stunden, wenn ich Emails demnächst nur noch ohne Anhänge verschicke? Ich würde ja gern einen Tarif auf diesen Surfstick abschließen, aber - ihr ahnt es - dazu brauche ich ein Konto, das belastet werden kann. Und ja, nicht irgendeins, nein, es muss bei einer österreichischen Bank sein. Mh, wie war das mit der Kontoeröffnung? Tja, aber solange ich sonst keine Probleme habe, kann ich damit gut leben. Ich bin ja in der komfortablen Situation, dass ich mir weder um Kranken-/Sozial-/Rentenversicherung einen Kopf machen muss (da werde ich automatisch vom Arbeitgeber  angemeldet, noch dazu gibt's pro Region nur einen gesetzlichen Anbieter und damit kein Kopfzerbrechen) noch mich mit Visumsangelegenheiten rumschlagen muss (naja, irgendwann nach dem Meldezettel muss ich eine Anmeldebescheinigung beantragen, aber das ist wohl eher eine Formalie). Nix im Vergleich dazu, wenn man statt nach "Austria" nach "Australia" wechseln möchte. ;-)


Und so bleibt momentan das aufregendste die Einarbeitung in meine neue Stelle und die kuriosen Eigenheiten kakanischer Sprachgewohnheiten. Zu ersterem kann ich nur sagen: ausnahmslos nette Kollegen (einige kenne ich noch nicht), ein tolles Büro (groß! hell! aber (weitere) Pflanzen muss ich noch besorgen) und spannende Arbeitsthemen (von der Vielfalt meiner Aufgaben mal ganz zu schweigen).
Nun zur Sprache... es ist immer wieder schön und ich freue mich jedesmal, wenn ich was neues entzückendes vernehmen kann.
Lektion 1 - Begrüßung ist ein alter Hut, man/frau sagt natürlich "Grüß Gott" - und man kann sich durchaus daran gewöhnen, obwohl man mir's natürlich sofort anhört, dass ich nicht von hier bin. Sei's drum, solange mich keiner nach Sachsen verortet (liebe Familie, das ist NICHT negativ gemeint, aber ich komme eben mal aus Thüringen)... wobei, genau das ist heute passiert. Hm, noch dazu im Team. (Merke: Aussprache, Aussprache, Aussprache! Und Unterkiefer nicht entspannen!) :-P
Lektion 2 - beim Einkaufen begegnet man sehr vielen schönen Dingen. An der Kasse kann man zum Mitnehmen der eben erstandenen Waren ein "Sackerl" haben, "Zuckerl" gibt's hier statt Bonbons und besonders schön fand ich dann auch den Ausdruck "Preiszuckerl" in der allseits bekannten
Drogeriekette. Ein besonders gutes Angebot zeichnet sich auch durch eine ortsübliche Nutzung von Präpositionen aus - während es in nördlicheren Gefilden Bananen "für" 99 ct/kg gibt, kann man sie hier "um" 99 ct/kg erstehen. Oder man kommt gleich mit dem dkg - dem Dekagramm (1/10 kg) in Kontakt. Kaffeetrinken scheint eine Frage von Farben des Herbsttyps oder für (um?) Pferdefans zu sein - so findet man in der Kaffeehauskarte Brauner, Gold, Schwarzer, Einspänner, Fiaker, aber auch so poetische Heißgetränke wie Verlängerter. Aber ehrlich ist das ja durchaus. ;-) Und wenn ich erst von Speisennamen anfange... uiuiui. Am besten ich kaufe nur noch Paradeiser oder esse den lieben langen Tag Kaiserschmarrn. Oder wisst ihr, was Powidl, Bosna, G'selchtes (ja, ist völlig harmlos!), Faschiertes, Vogerlsalat, Fissolen und - mein Lieblingsbegriff bisher - Topfengolatschen sind (letzteres hat nix mit Fussbekleidung zu tun!)?
So, in Anbetracht der Uhrzeit (und weil ich meine frühen Wochenendsanfänge herausarbeiten möchte) beende ich diesen Eintrag vorerst mit Lektion 3: Auf Wiederschaun! ;-)

Hanna

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